Projektbericht 2020
11. Dezember 2020
Projektbericht Kenia, Aufenthalt vom 15.11.- 3.12.2020
von Dr.Steffi Löffler, 1. Vorsitzende
Nachdem im März diesen Jahres die gemeinsam mit meinem Mann Dr. Jürgen Löffler geplante Reise leider Corona-bedingt ausfallen musste, ist es mir im November - zwar unter erschwerten Einreisebedingungen – gelungen, nach Kenia zu fliegen.
Regelmäßig vor Ort zu sein und nicht nur online Informationen zu bekommen sowie Geld zu senden ist extrem wichtig.
Es war für alle Seiten, also sowohl für die bedürftigen Menschen als auch für alle Helfer und Sponsoren ein sehr schwieriges Jahr.
Insgesamt muss ich sagen, dass die Armut in Kenia so groß wie nie zuvor ist. Der Tourismus ist völlig zum Erliegen gekommen.
leere Strände

Fast alle haben ihren Arbeitsplatz verloren und sind ohne jegliche Unterstützung des Staates in bitterste Existenznot geraten.
Der strikte Lockdown mit Ausgangssperre und monatelangen Verboten, in andere Städte wie Mombasa zu fahren, hat auch den Pendlern den Broterwerb genommen.
Außerdem spielt Corona auch in Afrika eine große Rolle, die Menschen bekommen Husten und Fieber, genesen oder versterben einfach. Letzteres vor allem die Alten, chronisch Kranken oder durch Malaria bereits geschwächte Personen.
Maskenpflicht besteht wie bei uns in allen Verkehrsmitteln und im öffentlichen Raum.
Da es keinerlei Testungen gibt kann die Zahl der Erkrankten und Verstorbenen nur geschätzt werden…
Zu den einzelnen Projekten:
1. Unsere Klinik, das Bakari Medical Centre ( BMC )
hat sich durch Hilfe zur Selbsthilfe über den kompetenten und unermüdlich tätigen Kollegen Dr.Bakari zu einem modernen Zentrum für ambulante und stationäre Patientenbetreuung entwickelt.
24 Stunden an allen 7 Tagen finden kranke Menschen hier medizinische Hilfe. Die Bettenstation kann 15 Kranke plus Angehörige aufnehmen. Entbindungen, kleinere Operationen und Zahnbehandlungen sind hier möglich.
Geplant ist ein Klinikumbau mit Errichtung einer Rampe, über welche gehunfähige Patienten entweder mit Rollstuhl oder Bett in die stationäre Ebene gebracht werden können.
Die medizinische Betreuung ist für unsere Patenkinder und für die Ärmsten kostenfrei. Alle anderen Patienten müssen einen geringen Obolus für die Behandlung und Medikamente bezahlen.
Erklärtes Ziel ist, dass die Klinik in Zukunft fast kostendeckend arbeiten soll- im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe.
Monitoring in der Klinik

Malariababy nach Genesung

stationärer Patient - HIV, Malaria, Tuberkulose



Dr. Bakari bei der Behandlung

2. Werkstatt Ruben Otieno:
2020 konnten erstmals zwei Schulabgänger unserer Schule eine Ausbildung zum Schweißer/ Metallbauer aufnehmen.
Ruben beschäftigt neben den Auszubildenden drei Handwerker. Nachdem er jahrelang erfolgreich allein und mit Hilfe von Washa Taa seine Werkstatt geführt hatte, können wir nun eine stete Entwicklung verzeichnen.
Durch die Firma „ KOKI“- vermittelt durch Heiko Vieweg wurde ihm ein Betrag über 3500 Euro zur Verfügung gestellt.
Der Ankauf neuer Maschinen wurde dadurch ermöglicht und damit eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen mit Steigerung der Produktivität.
Diese Washa Taa Werkstatt soll zukünftig eine Ausbildungsstelle für noch mehr unserer Schulabgänger werden.
In diesem Sinne hat der Rotary Club Lichtenstein nochmals eine Summe von 5000 Euro zur Verfügung gestellt, welche wir planmäßig im März 2021 vor Ort einsetzen möchten.
Werkstatt Ruben Otieno

Azubi - stolz und dankbar

neuer Generator - Anschaffung für die Zukunft



Spende für neue Maschinen

3. Buschklinik:
Die kleine Buschklinik im Süden von Ukunda unterstützen wir auch kontinuierlich mit Medikamenten, damit die Menschen, welche in dieser abgelegenen Region wohnen, weiterhin zweimal wöchentlich medizinische Betreuung bekommen können.


4. Nähklasse
Der Nähunterricht wurde wegen der Lockdown bedingten Schulschließung in die Räumlichkeiten (2 Nebenräume auf dem Klinikgelände) der Klinik verlegt.
Während der letzten 7 Monate wurde kontinuierlich für 8 Mädchen von montags bis freitags ganztägig Nähunterricht durchgeführt. Madame Mwanakombo Bakari, die Frau unseres Arztes lehrt die Schülerinnen Reparaturarbeiten und neue Kleidung anzufertigen.



5. Computerunterricht/ Homeschooling:
Unsere 5 Gymnasiasten wurden von Beginn an während des Lockdown unterrichtet:
Vormittags findet PC- Unterricht mit Lehrer Edward statt.
Mittags gibt es Hauswirtschaftsunterweisung inclusive Einkauf von frischen Lebensmitteln und gemeinsames Kochen für das tägliche Mittagessen.
Nachmittags Homeschooling in allen Fächern einschließlich Sozialkunde mit Edward und Elizabeth Kamene, unserer Sozialpädagogin.
PC- Klasse

Hauswirtschaft

gemeinsame Mahlzeit

Homeschooling

6. Betreuung der 20 Patenkinder:
Regelmäßige Hausbesuche durch unsere Sozialarbeiterin Elizabeth um soziale Probleme frühzeitig zu eruieren und die Familien zu unterstützen. Teilfinanzierung der Mieten über Washa Taa. Regelmäßiger gesundheitlicher Check in der Klinik
Ein 14 jähriges Patenkind ist schwanger und wird wegen ihres Alters und der prekären sozialen Verhältnisse in einer Notunterkunft für Schwangere und jugendliche Mütter betreut.
das schwangere Mädchen

Carepakete für Patenkinder





7. Peace Village Education Centre
Neben großen Erfolgen, die Lebensbedingungen der Menschen in Kenia zu verbessern gibt es an der Schule für uns unlösbare Probleme.
Ehrlicherweise müssen wir hier mitteilen, dass wir uns nach 12- jähriger intensiver Unterstützung leider gezwungen sehen, uns aus der Verantwortung für diese Schule heraus zu nehmen.
Dies hat folgende Gründe:
Den jährlich steigenden finanziellen Belastungen ist unser kleiner Verein nicht mehr gewachsen.
In den letzten Jahren haben Gehälter, notwendige sanitäre Umbauten, von der Regierung geforderter Computerunterricht mit Tablets und PC mit Notwendigkeit der Anschaffung dieser teuren Utensilien 90% unserer Spenden verschlungen. Darunter leiden dann natürlich die anderen Projekte erheblich!
Letztendlich Ausschlag gebend für diesen schwierigen Entschluss ist der Vertrauensverlust zum Betreiber dieser Schule Mr. Michael Matano.
Vor einiger Zeit erfuhren wir, dass diese Schule lediglich jährliche Betriebsberechtigungen erhalten hat.
Ab 1.1.21 muss für den Schulbetrieb eine dauerhafte Registrierung beim Distrikt vorliegen.
All unsere Bemühungen darum sind daran gescheitert, dass kein gültiger Eintrag des Landes, auf welchem die Schule gebaut wurde, vorliegt. Mr. Matano hat, um uns hinzuhalten, einen falschen „Title Deed“ vorgelegt.
Nach Prüfung mit den Landbesitzern aus Meru wurde uns eine Kopie des echten „Title Deeds“ übersendet mit der Möglichkeit, das Land käuflich zu erwerben, was unsere finanziellen Möglichkeiten um ein Vielfaches übersteigen würde.
Schweren Herzens nehmen wir jetzt Abschied von unserem Schulprojekt.
Wir haben trotz allem sehr viel erreicht, vielen Kindern einen guten Grundschulabschluss, 5 Kindern das Lernen an einer Secondary School ermöglicht, Ausbildungsplätze in Werkstatt und Nähklasse geschaffen, 20 Patenkindern und deren Familien aus der sozialen Not geholfen….
Wir werden natürlich unsere Patenkinder/ Gymnasiasten und Auszubildenden finanziell und menschlich mit unserer Sozialarbeiterin weiter unterstützen!
Corona-Protektion in der Schule


Abschied von unserer Schule

Wir danken allen Unterstützern, Mitglieder, rotarischen Freunden und an unserer Arbeit in Afrika interessierten Menschen sehr herzlich.
Ohne euch wäre wirklich Vieles besonders in diesem schwierigen Jahr nicht möglich gewesen!
Wir wünschen allen eine gesunde und besinnliche Weihnachtszeit sowie einen glücklichen Start ins Jahr 2021.
Steffi und Jürgen Löffler,
im Namen von Washa Taa